2. März 2021

Markt-Update AUSTRALIEN

Australien & Neuseeland – die Inseln der Seligen in der Corona-Krise?

Das Markt-Update als Nachschau

Live-Gespräch vom 25.02.2021 mit dem WKÖ-Wirtschaftsdelegierten Karl Hartleb in Sydney

Sowohl Australien als auch Neuseeland haben im Februar und März 2020 sehr rasch reagiert und binnen weniger Wochen die Landesgrenzen praktisch geschlossen. Nach einigen Monaten, die von scharfen Maßnahmen geprägt waren, konnte das Infektionsgeschehen vergleichsweise rasch unter Kontrolle gebracht werden und so wurden zB bereits im Juni auch die Schulen wieder für den Präsenzunterricht geöffnet, Geschäfte waren kaum von Schließungen betroffen etc.

Der Wirtschaftsdelegierte in Sydney beschreibt die Lage im Land daher als relativ stabil, nur vereinzelt kommt es, aufgrund von lokalen Ausbrüchen, zu Abriegelungen individueller Regionen.

Jedoch ist die internationale Reisefreiheit nach wie vor stark eingeschränkt: Australier selbst müssen nach wie vor um eine Genehmigung ansuchen, um auszureisen (zB aus wirtschaftlichen/beruflichen Gründen). Auch für die Einreise nach Australien  ist eine Genehmigung erforderlich und eine 14-tägige Quarantäne in ausgewiesenen Quarantänehotels ist verpflichtend einzuhalten. Dazu kommen massive Einschränkungen im Flugverkehr, einzig Qatar-Airways bietet nach wie vor Flüge nach Australien an.

Für dringende Montagearbeiten, Inbetriebnahmen, bei notwendigen Reisen zu Investitionszwecken oÄ können australische Kunden und österreichische Lieferanten einen Antrag auf eine dringend notwendige Einreise stellen. Trotz Genehmigung sind  der erhebliche Zeit- und Kostenfaktor, der sich aus der verpflichtenden Quarantäne ergibt, jedenfalls zu berücksichtigen.

Ähnlich streng ist das Grenzregime Neuseelands, wobei hier die Einstufung von essentiellen Tätigkeiten bzw. damit einhergehenden Einreisen, weniger flexibel gehandhabt wird. Für dringend notwendige Arbeiten sind jedoch auch hier Möglichkeiten der Einreise gegeben.

Post-Corona Strategie Down Under

Karl Hartleb erklärt, dass Australien sich bereits im Post-Krisenmodus befindet und eine Rezension nur zu verzeichnen hat, weil das Land bereits mit einem negativen Wirtschaftswachstum in die Krise gestartet ist. Durch Unterstützungsleistungen der Regierung, das Ankurbeln von Bauprojekten etc. nahm die Wirtschaft zuletzt schnell Fahrt auf. Nach jüngsten Angaben der OECD liegt Australien gemeinsam mit der VR China und Südkorea an der Spitze jener OECD-Länder, die sich von der Corona-Krise am raschesten erholen. Die Arbeitslosigkeit liegt aktuell bei rund 6,5 %, Tendenz sinkend. Auch das Wirtschaftswachstum, das mit einem Minus von 5% prognostiziert wurde, hat aktuell ein vergleichsweise geringes Minus von 2,5 % zu verzeichnen. Die Vorhersagen für das laufende Jahr werden stetig nach oben korrigiert, aktuell wird ein Plus von rd. 4 % im Wirtschaftswachstum erwartet. Australien verdankt diese positive Entwicklung zum einen den effizienten (geldpolitischen) Maßnahmen während der Corona-Pandemie und zum anderen der resilienten Exportwirtschaft, die das Land auszeichnet, insbesondere im Mining-Bereich (Erz, Kohle, Mineralien) und dem starken Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich.

Einzig der internationale Tourismus, das Ausbildungswesen und die fehlende Immigration hochqualifizierter Arbeitskräfte als Wohlstandstreiber leiden nach wie vor stark unter den Folgen der Pandemie und den andauernden internationalen Reisebeschränkungen.

Freihandelsabkommen Australien – EU

Der Wirtschaftsdelegierte beschreibt das bilaterale Abkommen, das planmäßig in den nächsten Jahren von der EU und Australien unterzeichnet werden soll, als potenziell wertvoll, wenn es denn tatsächlich ein ambitioniertes Abkommen wird: Insbesondere in Hinblick Standards und Normen für Maschinen und Anlagen, Public Procurement und  Visa-Anträge für Dienstleistungserbringer könnten Fortschritte durch das Abkommen auch für österreichsicher Unternehmen Vorteile mit sich bringen.

Energiewende Australiens – Wo ergeben sich Marktchancen für österreichische Unternehmen?

Österreich ist es in den letzten Jahren gelungen, einen Handelsbilanzüberschuss in der Höhe von mehr als 1 Milliarde Euro mit Australien zu erwirtschaften.  Karl Hartleb sieht Potenzial für heimische Unternehmen insbesondere in den Bereichen: Erneuerbare Energie, Umwelt, Recycling aber auch im Lebensmittelsektor, Infrastruktur und Logistik etc.  In diesem Zusammenhang eröffnet auch die angestrebte Energiewende Australiens besondere Chancen: Australien verfügt zB über die größte Anzahl an PV-Anlagen in privaten Haushalten weltweit. Hinzu kommen Bestrebungen virtuelle Batterien zu generieren, Hydrogen-Entwicklungen laufen an und viele weitere Zukunftsroman, die dem Land einen enormen Innovationsschub geben.

Sie haben Fragen?

Das WKÖ Außenwirtschaftscenter in Sydney unterstützt österreichische Unternehmen gerne bei der Auslotung von Geschäftschancen und der erfolgreichen und nachhaltigen Marktbearbeitung Down Under.