4. Februar 2016

Irans Antwort auf Amazon

Said Rahmani zählt zu den erfolgreichsten Männern seines Landes. Der Iraner ist Investor, setzt auf Venture Capital und ist damit Geburtshelfer zahlreicher IT-Start-Ups. Im Rahmen eines Kamingesprächs, organisiert von der österreichischen Außenwirtschaft (AWO), stand Rahmani der steirischen Delegation in Teheran Rede und Antwort.

 

Zunächst einmal: Wie wird man Investor im IT-Bereich und das ausgerechnet im Iran? „Man muss sich nur das Umfeld ansehen: 54 Prozent des Internetmarkts fallen im Mittleren Osten auf den Iran. Darüber hinaus hat das Land eine sehr junge Bevölkerung, die wiederum eine sehr hohe mobile Internetdurchdringung aufweist“, fasst Rahmani die Rahmenbedingungen zusammen. Diese Durchdringung beträgt 112 Prozent, statistisch gesehen verfügt damit also jeder Iraner über mehr als ein mobiles Endgerät. Und damit kaufen die Iraner auch immer öfter ein. „Digikala“, ein von Rahmani gefördertes Start-Up, gilt mittlerweile als Irans Antwort auf Amazon. Zuwächse von mehr als 200 Prozent (!) jährlich – und das über die letzten acht Jahre – haben aus einem kleinen Versandhändler ein mittleres Imperium werden lassen, mit eigenem Vertriebsnetz und 1400 Mitarbeitern. „Wir erreichen pro Tag 850.000 Unique Clients und halten damit im Iran 90 Prozent Marktanteil. In Teheran können wir innerhalb von vier bis fünf Stunden liefern“, so Rahmani. Ob man jetzt, nach Wegfall der Sanktionen, Angst vor Amazon hat? „Nein, wir müssen einfach wettbewerbsfähig sein und dürfen nicht stehenbleiben“, so Rahmanis selbstbewusste Antwort. Und es ist ja auch nicht sein einziges erfolgreiches Start-Up: 22 Prozent der Iraner nutzen die Online-Plattform „Cafe Bazaar“, ähnliches gilt für „Divar“ mit 100.000 neuen Listings jeden Tag. Durchschnittlich investiert Rahmani – mit potentiellen Geldgebern aus dem Ausland – 10 bis 15 Millionen in jedes Gründungsprojekt. Nicht zuletzt deshalb ist die Gründerszene im Iran in den vergangenen Jahren – trotz Sanktionen – stark gestiegen. Eine weitere Facette eines Landes, in dem es viele parallele Realitäten gibt. Ein ausführliches Resümee der Delegationsreise lesen Sie morgen hier auf dem Iran-Blog.