AußenwirtschaftsCenter Santiago

Mag. Wolfgang Köstinger

Betreuungsbereich: Bolivien, Chile, Peru

Chile gilt als das Vorzeigeland Südamerikas: Die Wirtschaftspolitik ist stark marktwirtschaftlich orientiert, der Großteil aller Wirtschaftssektoren liberalisiert und privatisiert, die Staatsquote im weltweiten Vergleich sehr niedrig. Das Land verfügt über einen gesunden Finanzmarkt und ist politisch stabil. Chile hat mit einer Vielzahl von Ländern und Handelsblöcken – unter anderem der Europäischen Union – bilaterale Abkommen zum Abbau von Zöllen und Handelsbarrieren abgeschlossen und zählt zu den liberalsten Volkswirtschaften der Welt. Die Ausfuhr von Rohstoffen macht rund die Hälfte der Exporteinnahmen Chiles aus. Die internationale Nachfrage nach chilenischen Rohstoffen (v.a. Kupfer) korreliert mit der Wirtschaftsentwicklung des Landes. Nach mehr als drei Jahren niedriger Kupferpreise von teilweise nur noch 2 USD das Pfund, stiegen diese seit Anfang 2017 wieder an und notieren bei über 3 USD das Pfund. Das Wirtschaftswachstum lag im Gesamtjahr 2017 bei moderaten 1,5 %, für 2018 wird ein deutlicher Anstieg auf 3 % erwartet.

Nach dem Austritt der USA aus dem Transpazifischen Abkommen TTP (Trans-Pacific Partnership) vereinbarten die verbliebenen elf Partnerstaaten das Abkommen als CPTPP (Comprehensive and Progressive Trans-Pacific Partner-ship) weiterzuführen. Am 8. März 2018 wurde das Vertragswerk in einer feierlichen Zeremonie in Santiago de Chile von Regierungsvertretern der elf Vertragsländer unterzeichnet: Australien, Brunei, Chile, Kanada, Japan, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam.

Österreichs Exporte nach Chile konnten 2017 um 2,0 % zulegen. Chile bleibt damit nach Brasilien weiterhin der zweitwichtigste Handelspartner Österreichs auf dem südamerikanischen Kontinent. Zurückzuführen ist diese Entwicklung größtenteils auf die Steigerungen der Exporte bei Arzneiwaren, Maschinen für die Papier- und Kunststoffindustrie, Förderbänder, Lastkraftwagen und Spezialfahrzeuge. Insgesamt beliefen sich die Exporte 2017 auf 183,07 Mio. EUR. Wie bereits in den Jahren davor erzielte Österreich im Gesamtjahr 2017 einen beträchtlichen Handelsbilanzüberschuss mit Chile.

Marktchancen für österreichische Produkte und Dienstleistungen bestehen weiterhin in allen traditionellen Import-/Exportsektoren. Auf Grund der großen Zahl an Freihandelsabkommen, die Chile in den letzten Jahren abgeschlossen hat, ist der chilenische Markt sehr kompetitiv. Trotz des Rückgangs der Energiepreise werden auch in den nächsten Jahren bei konventionellen und erneuerbaren Energien zahlreiche Projekte anlaufen. So bieten sich in Zukunft Geschäftschancen sowohl beim Um-/Neubau von Kraftwerken als auch beim Einsatz alternativer Energiequellen wie Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft und Biomasse. In den Bereichen Luftreinigung, Wasseraufbereitung und Abfallentsorgung werden sich über kurz oder lang neue Geschäftsfelder auftun. Neben dem Bergbau bestehen sowohl in der klassischen Bauwirtschaft als auch im Infrastrukturbereich, im Industrieanlagenbau und in der Forstwirtschaft Geschäftschancen für Zulieferungen innovativer Produkte oder Dienstleistungen. Eine besondere Rolle dabei spielen Ingenieur- und Planungsleistungen – etwa im Tunnelbau.

Chile ist für österreichische Firmen aufgrund der stabilen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und des bestehenden EU-Chile-Assoziationsabkommens ein attraktiver Standort für die Errichtung eines Stützpunktes in Südamerika. Es bestehen derzeit mehr als 50 Niederlassungen österreichischer Unternehmen.

Im Projektgeschäft spielen aber auch kleinere Märkte wie Bolivien und Peru eine große Rolle für österreichische Unternehmen: So entsteht derzeit in Boliviens Hauptstadt La Paz das weltweit größte urbane Seilbahnnetz „made in Austria“. In Peru wiederum werden derzeit gewaltige Investitionen in den Infrastrukturbereich getätigt. Auch hier ergeben sich bei Planung und Ausführung der Projekte zahlreiche Möglichkeiten für österreichische Firmen an der positiven Wirtschaftsentwicklung des Landes teilzuhaben.

Über den Wirtschaftsdelegierten…

Mag. Wolfgang Köstinger ist seit 2013 Büroleiter des AußenwirtschaftsCenter Santiago und unterstützt österreichische Firmen bei deren Markteintritt in Chile, Bolivien und Peru.

Nach Abschluss des rechtswissenschaftlichen Studiums in Wien und Madrid sowie einigen Jahren juristischer Tätigkeit wechselte Wolfgang Köstinger 2005 in die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Seine bisherigen Einsätze führten ihn als Stellvertretenden Wirtschaftsdelegierten nach Barcelona (Spanien), Johannesburg (Südafrika) und Tokio (Japan).